Zum Wettbewerb »DesignTalente Handwerk NRW 2016« gingen insgesamt 92 Bewerbungen ein. Davon entsprachen 78 den Wettbewerbsbedingungen und konnten zugelassen werden. Der Jury lagen dann insgesamt 137 Arbeiten und damit 13 Arbeiten mehr als 2014 zur Entscheidung vor. Insgesamt lässt diese Entwicklung auf die stetig steigende Akzeptanz und Beliebtheit des Wettbewerbes bei jungen Handwerkerinnen und Handwerkern schließen, die diesen Wettbewerb nicht zuletzt als Sprungbrett ins »Designgeschäft« sehen.
Rückfragen der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Anmeldevorgang oder weiteren Einzelheiten der Teilnahmebedingungen hat es nur vereinzelt gegeben. Das zeigt, dass sich die Internetseite des Wettbewerbs »DesignTalente Handwerk NRW« mit den dort hinterlegten Anmeldeformularen etabliert hat. Ebenso wurde die eigens für den Wettbewerb erstellte App für Android und iOS gut angenommen.
Erstmals wurde in diesem Wettbewerbsjahr in Anlehnung an den Wettbewerb »MANUFACTUM« die Unterteilung in sechs Themenbereiche (MÖBEL, SKULPTUREN, SCHMUCK, KLEIDUNG, MEDIEN und WOHNEN) vorgenommen, die die bisherige materialorientierte Unterscheidung ersetzt. Erfreulich hoch war beim diesjährigen Wettbewerb der Anteil der Arbeiten aus den Themenbereichen »Möbel«, »Wohnen« und »Schmuck«.
Die eingereichten Arbeiten zeigten erneut, dass das Schaffen gestalterisch hochwertiger, kreativer kundenorientierter Lösungen und Designprodukte in allen Werkbereichen die besondere Bedeutung dieses Wettbewerbs ausmacht. Durch die direkte Förderung der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer können deren Werke neue Impulse für das Handwerk geben und zugleich der Öffentlichkeit die Vielseitigkeit, Innovationskraft sowie das gestalterische Können des Handwerks präsentieren.
Rupert Franzen Kostümbildner und Objektkünstler | Werner Pass Schmiedemeister, Dipl.-Designer | |
Angela Katzy Goldschmiedemeisterin, Meisterdesignerin | Lutz Tölle Fotograf | |
Franz Klein-Wiele Meister ist Tischlerhandwerk, Gestalter im Handwerk | Anke Vander-Vreken Meisterin im Maler- und Lackierer-Handwerk, Meisterdesignerin | |
Als Beraterinnen der Jury konnten Frau Dr. Petronella Prottung, Leiterin der Akademie für Handwerksdesign der Handwerkskammer Aachen und Kunsthistorikerin, sowie Frau Constanze Unger, Akademieleiterin der Akademie für Gestaltung der Handwerkskammer Münster, gewonnen werden.
Der Wettbewerb fand in diesem Jahr erstmals in den Themenbereichen MÖBEL, SKULPTUREN, SCHMUCK, KLEIDUNG, MEDIEN und WOHNEN statt. Wie schon in den vorangegangenen Wettbewerben war grundsätzlich ein Preis pro Themenbereich zuzüglich eines möglichen Sonderpreises vorgesehen.
In von der Fachjury zu begründenden Fällen können in einzelnen Themenbereichen maximal zwei Preise vergeben werden, soweit einzelne Themenbereiche nicht vertreten sind, oder preiswürdige Arbeiten aus einzelnen Themenbereichen nicht hervorgegangen sind.
Den Themenbereichen konnte die Jury die nachfolgende Anzahl von Arbeiten zuordnen:
MÖBEL | 50 |
SKULPTUREN | 12 |
SCHMUCK | 16 |
KLEIDUNG | 12 |
MEDIEN | 4 |
WOHNEN | 43 |
Die Arbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger sowie eine Übersicht der Wettbewerbsbeiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich für die Ausstellung qualifiziert haben, sind in diesem Katalog aufgenommen.
Die Jury entschied sich, in zwei Durchgängen sämtliche Arbeiten eines Themenbereichs zu sichten, zu besprechen und, soweit möglich, schon direkt über die Frage der Aufnahme in die Ausstellung zu entscheiden. Aus dem Kreis der Ausstellungsteilnehmer/innen sollten dann in einem weiteren Durchgang die Preisträger/innen ermittelt werden.
Im ersten Durchgang wurden 51 Arbeiten sofort für die Ausstellung empfohlen. Die letzten 4 Wettbewerbsarbeiten konnten, nach kontroverser Diskussion, erst im dritten Durchgang ermittelt werden.
Bei der Beurteilung der handwerklich gestalterisch hochwertigen Arbeiten fanden neben den Aspekten Kreativität, Ästhetik, Design und Innovation insbesondere die Qualität, Funktionalität, die verwendeten Materialien und die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel Berücksichtigung.
Bei den Wettbewerbsbeiträgen, die das Votum der Jury für eine Aufnahme in die Ausstellung nicht fanden, war es häufig einer der letztgenannten Gesichtspunkte, der in der Arbeit nicht ausreichend berücksichtigt war.
Gewürdigt wurden Arbeiten, in denen Idee, Funktion, Formensprache, Materialästhetik sowie die Qualität der Ausführung zu einem überzeugenden Ganzen entwickelt waren.
Insgesamt wurden 55 Arbeiten zur Ausstellung zugelassen. Die eingereichten Wettbewerbsarbeiten hatten ein hohes Niveau und eine hohe Qualität. Die Jury konnte insgesamt eine Wettbewerbsarbeit mehr in die Ausstellung loben, als im Wettbewerb 2014.
Die von der Jury zuerkannten Preise erfüllten die genannten Voraussetzungen hervorragend und zeichneten sich im Einzelnen zusätzlich durch die Eigenständigkeit der Idee aus. Insgesamt wurden von der Jury 6 Arbeiten mit einem Preis ausgezeichnet:
1 Arbeit im Themenbereich MÖBEL
1 Arbeit im Themenbereich SKULPTUREN
1 Arbeit im Themenbereich SCHMUCK
1 Arbeit im Themenbereich KLEIDUNG
1 Arbeit im Themenbereich WOHNEN
1 Arbeit als Sonderpreis im Themenbereich WOHNEN
Im Themenbereich MEDIEN konnte die Jury leider keinen Preis vergeben.
Der Themenbereich MÖBEL war in diesem Wettbewerbsjahr am stärksten vertreten. Es wurden insgesamt 50 Arbeiten eingereicht. 20 Projekte schafften es in die Ausstellung. Eine Arbeit überzeugte die Jury ganz besonders und erhielt somit einen Preis in diesem Themenbereich.
Den Preis erhielt Jens-Kristjan Zähringer für seinen ausschließlich aus Hainbuche gefertigten Stuhl »Hochstapler«. Der Name steht für die Funktion des Stuhles, der aus zwei Elementen besteht und dadurch stapelbar und platzsparend verstaubar ist. Ohne zusätzliche Beschläge, lässt sich aus den beiden Teilen in wenigen Momenten ein ästhetisch anmutender Stuhl zusammenfügen. Der Hochstapler besticht zugleich durch seine äußere Einfachheit und die Komplexität der Konstruktion und Fertigung. Traditionelle Holzverbindungen werden in neuem Kontext interpretiert und führen zu intelligenter Verbindung der einzelnen Stuhlbestandteile.
Der Themenbereich SKULPTUREN war mit nur 12 eingereichten Wettbewerbsarbeiten relativ schwach vertreten. Gleichwohl konnten von der Jury hiervon doch insgesamt 8 Wettbewerbsarbeiten zur Ausstellung zugelassen werden. Zudem wurde von der Jury in diesem Themenbereich ein Preis vergeben.
Den Preis erhielt Mehmet Durmus für sein Paddelboot »Drop«. Form, Funktion und Details wurden in bester Qualität ausgeführt. Die Jury überzeugte die Verarbeitung und Klarheit des Bootes. Schon in aufgeständerter Weise sieht man das Boot beinahe widerstandslos durch die Gewässer gleiten.
Im Themenbereich SCHMUCK wurden 16 Wettbewerbsarbeiten eingereicht und von der Jury 7 zur Ausstellung zugelassen. Die Jury konnte auch in diesem Themenbereich einen Preis vergeben.
Den Preis erhielt Sebastian Rullkötter für sein zweiteiliges Steakbesteck. Messer und Gabel sind in archaischer Form gefertigt, durch die präzise Genauigkeit der Kontur aber wird das Besteck zu einem aktuellen Designobjekt. Diesen zeitlichen Bogen zu spannen, gelingt Sebastian Rullkötter zusätzlich durch die gekonnte Anwendung des Damastschmiedens, hier in ca. 250 Lagen. Es ergibt sich eine reizvolle, verschlungene Zeichnung im Stahl. Entstanden ist ein Gebrauchsgegenstand, der in seiner ausgereiften sinnlichen, haptischen und ästhetischen Sprache überzeugt.
Im Themenbereich KLEIDUNG wurden insgesamt 12 Arbeiten eingereicht. 5 Arbeiten wurden zur Ausstellung zugelassen.
Den Preis erhielt Margit Kasper für ihre dreiteilige Taschenkollektion »Ona« aus Korkstoff. Die Serie überzeugt sowohl formal durch stringente Reduktion auf das grafisch anmutende Oval, als auch durch die innovative Materialwahl. In der Kombination der Kork-Oberfläche mit schmalen Einfassungen und Riemen vereint sich die Funktionalität der Accessoires mit dem Ausdruck sensibler Leichtigkeit.
Im Themenbereich MEDIEN wurden nur 4 Wettbewerbsarbeiten eingereicht. Eine Arbeit wurde zur Ausstellung zugelassen. Ein Preis konnte in diesem Themenbereich von der Jury nicht vergeben werden.
Der Themenbereich WOHNEN war in diesem Wettbewerbsjahr mit 43 eingereichten Wettbewerbsarbeiten am zweitstärksten vertreten. Insgesamt konnten von der Jury 14 Wettbewerbsarbeiten zur Ausstellung zugelassen werden. 2 Wettbewerbsarbeiten haben die Jury besonders überzeugt, sodass in diesem Themenbereich ein Preis und ein Sonderpreis vergeben werden konnte.
Den Preis erhielt Lukas Spath für seine Keramiköfen »E230«. Inspiriert durch den traditionellen indischen Fladenbrotofen »Tandoori Roti« entwickelte er einen Ofen aus Ton, der aus 2 Volumen besteht. Während in dem unteren Körper das Feuer entzündet wird, dient der obere Aufsatz dazu, das Brot zu backen – indem man den Fladenbrotteig an die Innenwand des aufgeheizten Tonkörpers wirft. Weitere Funktionen wie Kessel und Wok wurden auf dem Basiskörper entwickelt. Die zusätzlichen Funktionen lassen es zu, verschiedenste Gerichte im Freien kochen zu können.
Der Name »E230« entstand aus der Menge Ton in Kilogramm, die bei der Entwicklung der Öfen benötigt wurde.
Den Sonderpreis erhielt Anika Ostendorf für ihre Stehleuchte »Octopulp«. Sie hat nicht nur wunderbare Proportionen, sondern überzeugt auch durch ihren weichen Lichtschein, der in jeden Raum eine stimmungsvolle Atmosphäre zaubert.
Das Gestell erinnert an das klassische Dreibeinstativ. Schon oft gesehen, aber die innenliegende Kabelführung, die feinen Verstellmöglichkeiten zur Neigung und Drehung der Leuchte sind fein ausgearbeitet und lassen das filigrane Stativ besonders einfach wirken. Hier ist nichts zu viel.
Modelliert aus Papier, wunderbar geformt, zerbrechlich wirkend und doch so stabil ist die organische Form des Beleuchtungskörpers. Die Form erinnert an ein Megaphon oder einen aufgeschnittenen überdimensionalen Kokon, durch den das Licht gerichtet, aber weich austritt.
Die Jury überzeugte die Verarbeitung, die Klarheit und die gute Funktion dieser Leuchte. Ein zeitloser Entwurf, der eine Chance zu einem echten Klassiker hat.