Foto: Karl Maximilian Przibylla
Zum Wettbewerb »DesignTalente Handwerk NRW« 2024 sind insgesamt 174 Bewerbungen beim Westdeutschen Handwerkskammertag eingegangen, die zur Jurierung zugelassen werden konnten.
Das Anmeldeverfahren wurde auch in diesem Jahr wieder ausschließlich digital durchgeführt. Über die Website des Wettbewerbes war der Link zur Online-Anmeldung erreichbar, über den alle relevanten Daten sowie Fotomaterial zu den Objekten einfach hochgeladen werden konnten. Weitere Funktionen innerhalb der Anmeldedatenbank, wie die Verifizierung des Alters oder automatisierte Rückmeldungen, vereinfachten den Anmeldeprozess für die Handwerkerinnen und Handwerker.
Unter der Haube der Online-Anmeldung wurde das Online-Jury- und Verwaltungsmodul weiter ausgebaut und durch Feinschliff noch benutzerfreundlicher gestaltet. Über das passwortgeschützte Jurymodul konnten die Jurymitglieder bereits kurz nach Anmeldeschluss online eine Vorauswahl aller eingereichten Arbeiten treffen, die im Nachgang Grundlage für die Jurysitzung vor Ort in den Räumen des Westdeutschen Handwerkskammertages bildete.
Die eingereichten Arbeiten zeigten einmal mehr die Freude und das Können der jungen Handwerkerinnen und Handwerker, gestalterisch hochwertige, kreative sowie kundenorientierte Lösungen und Designprodukte zu schaffen.
Der Wettbewerb fördert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem gestalterischen Tun und löst durch ihre Innovationskraft sowie ihr gestalterisches Können öffentlichkeitswirksam Impulse aus. Design im Handwerk ist damit vor allem auch imagebildend und kann jungen Menschen Lust darauf machen, ihre Karriere im Handwerk zu starten.
Der Wettbewerb fand in diesem Jahr wieder in den Themenbereichen KLEIDUNG & TEXTIL, MÖBEL, OBJEKT & SKULPTUR, SCHMUCK, WOHNEN & AUSSENBEREICH und MEDIEN statt.
Wie schon in den vorangegangenen Wettbewerben war grundsätzlich ein Preis pro Themenbereich zuzüglich eines möglichen Sonderpreises vorgesehen.
In begründeten Fällen können in einzelnen Themenbereichen zwei Preise vergeben werden, sofern in anderen Themenbereichen keine preiswürdigen Arbeiten identifiziert werden konnten. Die folgende Anzahl von Arbeiten wurde in den einzelnen Themenbereichen eingereicht:
KLEIDUNG & TEXTIL | 18 |
MÖBEL | 73 |
OBJEKT & SKULPTUR | 19 |
SCHMUCK | 15 |
WOHNEN & AUSSENBEREICH | 40 |
MEDIEN | 9 |
Der Jury lagen damit 174 Arbeiten von 98 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Beurteilung vor. Nach einer Erstbewertung entsprachen 169 Arbeiten den Wettbewerbsbedingungen und konnten im zweiten Schritt in der Jurysitzung weiter betrachtet werden.
Bei der Beurteilung der handwerklich und gestalterisch hochwertigen Arbeiten wurden die Aspekte Kreativität, Ästhetik, Funktion, Umsetzung und Innovation berücksichtigt. Gewürdigt wurden Arbeiten, bei denen die handwerklich-technische Ausführung, die Qualität der Idee und das Zusammenwirken von Form, Material und Werkverfahren/Technik zu einem überzeugenden Ganzen entwickelt wurden.
Bei den Wettbewerbsbeiträgen, die nicht das Votum der Jury für eine Aufnahme in die Ausstellung fanden, war häufig einer der genannten Aspekte in der Arbeit nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Insgesamt überzeugten 73 Arbeiten die Jury und wurden in die Ausstellung aufgenommen. Die Arbeiten, die von der Jury mit einem Preis ausgezeichnet wurden, erfüllten die genannten Anforderungen am besten und zeichneten sich durch die hohe Eigenständigkeit der Idee aus. Insgesamt wurden sechs Arbeiten von der Jury mit einem Preis in Höhe von jeweils 3.000 Euro ausgezeichnet:
1 Arbeit im Themenbereich KLEIDUNG & TEXTIL
1 Arbeit im Themenbereich MÖBEL
1 Arbeit im Themenbereich SCHMUCK
1 Arbeit im Themenbereich WOHNEN & AUSSENBEREICH
1 Arbeit im Themenbereich MEDIEN
1 Arbeit als Sonderpreis im Themenbereich MEDIEN
Im Rahmen des Wettbewerbes wurden insgesamt 18 Arbeiten im Themenbereich KLEIDUNG & TEXTIL eingereicht. Sieben Arbeiten wurden zur Ausstellung zugelassen und die Jury vergab in diesem Themenbereich einen Preis.
Den Preis im Themenbereich KLEIDUNG & TEXTIL erhielt Dania Mollemeier für ihren 2-in-1-Mantel »IMAR.I«.
Jurymitglied Ute Selter-Eickhoff: »Ästhetik und Funktionalität können sich in der kreativen Textilgestaltung durch die Wahl von Material und Herstellungstechnik in großer Vielfalt verwirklichen. Textilien umgeben uns auf unterschiedlichste Art und sorgen für Wohlbefinden. So auch, wenn sie unseren Körper umhüllen.
Bei der prämierten Arbeit verbinden sich Schneiderkunst, Schnittführung und hochwertiges Material zu einem vielseitig zu tragenden und zeitgemäßen Mantel, der höchsten Ansprüchen genügt. Klassisch in gradliniger Anmutung und variabel durch die Veränderung zur Jacke vereint das Model Flexibilität, Eleganz, Langlebigkeit, ökologische Verantwortung, Ruhe und Klarheit.«
Der Themenbereich MÖBEL war in diesem Wettbewerbsjahr am stärksten vertreten. Insgesamt wurden 73 Arbeiten eingereicht, von denen 28 in die Ausstellung aufgenommen wurden. Die Jury vergab in diesem Themenbereich einen Preis.
Den Preis im Themenbereich MÖBEL erhielt Jonas Finkeldei für seine Tischmodule »Flis«.
Jurymitglied Thomas Jumpertz: »Im Banalen findet sich meist doch Überraschendes. Ebenso bei diesem Tischsystem. Die Gestaltung scheint auf den ersten Blick nichts Besonderes oder Neuartiges zu sein. Wer sich allerdings die Mühe macht und auf die Suche zu gehen, wird erkennen, dass die Konstruktion und die Einfachheit der Montage ungewöhnlich und vor allem wesentlich zweckmäßiger ist, als das, was man kennt.
Das Prinzip der Gratleiste, das in der Massivholzverarbeitung verwendet wurde und eine der wenigen Lösungen bietet, das Arbeiten des massiven Holzes zu kontrollieren, wurde hier neu interpretiert. Die Kombination der Beschläge mit dem Material, der Form und der Funktion ist einmalig und bietet eine neue flexible Einsatzmöglichkeit bei sehr geringem Materialverbrauch. Die Form des Tisches allein ist eher beliebig, das Zusammenspiel der Gestaltungselemente und die Ganzheitlichkeit hingegen – ist besonders. Damit sind es, wie so häufig, die eher versteckten inneren Werte und Elemente, auf die wir unseren Blick richten sollten.«
Im Themenbereich OBJEKT & SKULPTUR wurden in diesem Jahr 19 Arbeiten eingereicht, von denen sechs in die Ausstellung aufgenommen wurden. Die Jury hat jedoch leider keinen Preis in diesem Themenbereich vergeben können.
Mit insgesamt 15 eingereichten Arbeiten war der Themenbereich SCHMUCK dreimal so stark vertreten wie im Wettbewerbsjahr 2022. Acht Arbeiten wurden in die Ausstellung aufgenommen und die Jury vergab in diesem Themenbereich einen Preis.
Den Preis im Themenbereich SCHMUCK erhielt Jasper Witzke mit seinem Schmuckstück »Verbandelt«.
Jurymitglied Maike Thomas: »In seiner Form erinnert das Schmuckstück an deutlich größere Skulpturen. Die Arbeit besticht durch ihre innovative Idee. Welcher Schmuckkategorie ist sie zugehörig? Ist es ein Anhänger, eine Kette oder eine Brosche?
Diese nicht klar zu definierende Kategorie macht »Verbandelt« zu einem innovativen Schmuckstück, das die Neugier des Betrachters weckt. Es ist Teil eines Kleidungsstückes, das normalerweise selten mit traditionellen Schmuckstücken kombiniert wird. Die rein funktionalen Bändel des Hoodies werden Teil des Schmuckobjektes und gewinnen an Bedeutung. Es gibt keine klar definierte Vorder- oder Rückseite, sondern die Trägerin bzw. der Träger entscheidet, wie das Objekt den Fall der Bändel bestimmt. Ein urbanes Statementpiece.«
Der Themenbereich WOHNEN & AUSSENBEREICH war mit 40 eingereichten Arbeiten am zweitstärksten vertreten. Insgesamt konnten 19 Arbeiten von der Jury zur Ausstellung zugelassen werden. Auch in diesem Themenbereich konnte ein Preis vergeben werden.
Den Preis im Themenbereich WOHNEN & AUSSENBEREICH erhielt Marvin Cowles mit dem Spielzeug »Twin-Racer«.
Jurymitglied Patrick Tenbrinck: »Die prämierte Arbeit überzeugt durch eine geniale Einfachheit und Vielseitigkeit. Zunächst fällt die klare, kindgerechte Gestaltung ins Auge, die durch natürliche und bewusste Farbakzente sofort ein spielerisches Gefühl vermittelt und Interesse weckt. In einer Zeit, in der Spielzeug oft überladen und kompliziert ist, wirkt dieser multifunktionale Bausatz erfrischend beruhigend und einfach.
Bei näherer Betrachtung offenbart sich die wahre Raffinesse dieses Produkts. Es handelt sich um ein durchdachtes Bau- und Spielsystem, das durch einfache Verbindungselemente sehr viele Spielmöglichkeiten bietet. Diese einfache Handhabung ermöglicht es Kindern unterschiedlicher Altersklassen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Das Herzstück dieses Designs ist der Spaß am Bauen und Bewegen. Kinder werden dazu angeregt, eigene Produkte zu schaffen und spielerisch ihre motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.
Das intuitive Verbindungssystem fördert nicht nur das freie Spiel, sondern auch das gemeinsame Bauen und Gestalten in Gruppen, was den sozialen Umgang und die Teamarbeit stärkt.«
Im Themenbereich MEDIEN wurden in diesem Jahr neun Arbeiten eingereicht, von denen fünf in die Ausstellung aufgenommen wurden. Die Jury vergab in diesem Themenbereich einen Preis und den Sonderpreis.
Den Preis im Themenbereich MEDIEN erhielt Jacqueline Voßmann mit ihrem Kochbuch »Granatapfel – Kleine Kerne, großer Geschmack – Rezepte von früh bis spät«.
Jurymitglied Gabriele Marl: »Um eine Arbeit der vorliegenden Qualität erstellen zu können, bedarf es nicht nur Talent, sondern bereits hervorragend ausgebildeter Fähigkeiten auf gleich mehreren unterschiedlichen Ebenen der Medienarbeit.
Detailreiche, atmosphärische Fotografie, bei deren Betrachtung Lust auf die gezeigten Produkte entsteht, präsentiert in einem abwechslungsreichen, farbenfrohen Layout mit einer intelligenten, modernen Typographie ergeben ein marktfähiges, attraktives Produkt. Diese Teilbereiche werden im professionellen Bereich von mehreren Spezialisten erstellt, sodass hier ausdrücklich auch die gesamte Eigenleistung von Konzept, Idee und Ausführung anerkannt wird.«
Die Jury hat sich auf die Vergabe eines Sonderpreises im Themenbereich MEDIEN verständigt.
Den Sonderpreis erhielt Merlin Berent für sein Kartenspiel »Skat für alle« im Themenbereich MEDIEN.
Jurymitglied Gabriele Marl: »Spielen ist gesund – und das in jedem Alter: mentale und körperliche Fähigkeiten werden dabei erlernt, trainiert und erhalten. Wenn jedoch einer der menschlichen Sinne eingeschränkt ist, werden andere Sinnesbereiche dafür um so wichtiger.
Die vorliegende Arbeit ist für die speziellen Erfordernisse blinder und sehbehinderter Menschen konzipiert. Eine in ansprechender Weise angepasste Gestaltung in Bezug auf Typographie und Layout sowie die Prägung der Karten mit Blindenschrift ermöglichen so die Teilhabe an inklusivem Spielgeschehen. Gleichzeitig machen sie das Produkt zum haptischen Ereignis für nicht sehbehinderte Menschen.
Ein durchdachtes, gelungenes Ergebnis bei den Bemühungen um das soziale Miteinander.«